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Ich bin grundsätzlich nicht zufrieden mit der Power meines Breaks. Klar, ich betone immer wieder, dass Präzision vor Geschwindigkeit geht. Aber bei Spielen wie 8- oder 10-Ball kommt man auf einem bestimmten Level einfach nicht an Power beim Break vorbei. Vor einigen Monaten habe ich deshalb ein Experiment unternommen: 500 Anstöße machen und schauen, was ich daraus lerne.

500x den Billard-Anstoß trainieren

Etwa 2-3 pro Woche machte ich 30 Anstöße − einfach immer aufbauen, anstoßen, wieder aufbauen. Hälfte 10-Ball, Hälfte 8-Ball. Das dauerte insgesamt eine knappe halbe Stunde und hat viele Erkenntnisse gebracht.

1. Lockeres Handgelenk

Je lockerer mein Handgelenk beim Break, desto mehr Druck konnte ich beim Break aufbauen. Ein lockeres Handgelenk verursacht eine letzte, kleine Beschleunigung am Ende des Stoßes, ein Schnappen, das noch einmal ein paar Prozent mehr Geschwindigkeit erzeugt. Oder anders herum: Ein festes Handgelenk bremst den Stoß am Ende und gibt ihm nicht die Länge und Kraft, den es braucht. Das gilt übrigens für jeden Stoß, und besonders eben auch für den Anstoß.

2. Früher hochkommen

Wenn man Profis oder gute Amateure mit gutem Break beobachtet (im Zweifel einfach Shane van Boening), dann sieht man, dass der Spieler beim Break hochkommt und am Ende quasi aufrecht steht.

Was mir dann wiederum bei vielen fortgeschrittenen Spielern mit eher schwachem Break auffällt: Die Bewegung nach oben sieht fast wie bei einem Profi aus, eventuell geht sogar das hintere Bein hoch, aber vorne, am Dreieck? Da passiert nicht viel.

Auch mir passiert das oft: Ich habe total viel Bewegung im Körper (was wir beim normalen Stoß ja eigentlich nicht wollen), aber vorne passiert nicht viel. Ich hatte da schon immer das Gefühl, es liegt am Timing meiner Bewegung, konnte es aber nicht eindeutig identifizieren.

Während meiner Experimente und der Analyse von SVBs Break wurde es mir dann klar: Die Profis kommen hoch, bevor sie stoßen. Wenn man Shane anschaut, ist er fast komplett aufgerichtet, wenn das Queue die Weiße trifft. Die Ausholbewegung des Queues und die Aufrichtbewegung des Körpers passieren ziemlich simultan. Und wenn der Körper schon oben ist, kommt der Stoß nach vorne. Grund: Der Arm hat mehr Hebel und kann besser beschleunigen. Natürlich geht das zulasten der Präzision, weshalb die Weiße auch schwerer zu kontrollieren ist.

Nach oben, nicht nach vorne

Ein weiterer Unterschied: Bei meinen schlecht koordinierten Versuchen bewegte ich mich oft eher nach vorne anstatt nach oben. Damit nehme ich aber Beschleunigung aus dem Stoß, anstatt zusätzlich zu beschleunigen. Also, achte darauf, dass Deine Bewegung des Körpers nach oben geht, nicht nach vorne.

Ich habe dann während meiner Übung, zum Spaß und um mich heranzutasten, einfach komplett aufrecht angestoßen, ohne vorher herabgebeugt gewesen zu sein. Und siehe da: Mein Break war dann schon deutlich kraftvoller. Die Erkenntnis ist jedenfalls: Je früher ich hochkomme, bevor ich stoße, desto kraftvoller mein Break.

Hier das Video, das ich zur Analyse nutzte:


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 3. Weiter durchgehen

Eine weitere Verbesserung, die ich auch bei den Profis beobachtete: Das Queue so weit wie möglich nach vorne bewegen. Dadurch wird das Queue länger beschleunigt, und die weiße Kugel hat einen kürzeren Weg bis zum Aufprall, auf dem sie langsamer werden könnte. [Edit: Einige Leser haben mir erklärt, dass das physisch nicht möglich sei. Ich stimme dem zu und bin offen für neue Erklärungen, warum es funktioniert, weiter durchzugehen. Das tut es nämlich, und darum geht es mir hier.] Effekt: mehr Bums. Ebenfalls in einem Video von Shane van Boening sah ich, wie er ein 8-Ball-Rack auf einem 7-Fuß-Tisch anstieß: Er ging so weit durch, dass er fast die ersten farbigen Kugeln im Haufen berührte.

4. Langsam ausholen

Eine der wichtigsten Regeln für gutes Billard allgemein gilt auch für den Anstoß: „Slow down your backswing“. Damit ist gemeint, langsam auszuholen. Selbst wenn ich ungeheuer schnell stoßen möchte, oder gerade, wenn ich ungeheuer schnell stoßen möchte, brauche ich keine Beschleunigung nach hinten, sondern nach vorne. Ein langsamer Rückschwung führt zu mehr Schwung und mehr Kontrolle.

Wenn ich mit meinem Break nicht zufrieden bin und mehr Power möchte, dann achte ich immer auf diese vier Aspekte, und mein Break wird besser. Beachte auch, dass keiner der vier Punkte lautet: Benutze mehr Kraft. Das ist es nicht. Alle Punkte zielen auf mehr Schwung, mehr Beschleunigung und eine bessere Ausnutzung unserer Hebel. Deshalb sieht SVBs Break auch so weich aus, macht am Rack dann aber tierisch Lärm.

Zum Schluss eine Aufgabe: Mache 500 Anstöße und schreibe dann hier einen Kommentar, was Du daraus gelernt hast.

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